Bildstabilisierung



Das Stativ ist unerlaesslich, doch manchmal kommt man eben nicht umhin, ohne Stativ drehen zu muessen. Bei Consumergeraeten, im Camcorder eingebaute Bildberuhiger, sollen die Stativschlepperei zumindest für die Amateure ueberfluessig machen. Was ist davon zu halten? Ein verwackeltes Bild sieht immer diletantisch aus und gerade die kleinen Minicamcorder reagieren wegen ihres geringen Gewichts besonders sensibel auf eine unruhige Hand, fuer die Schulter gebaute Recorder haben dank ihrer Masse und ihres Eigengewichtes noch sehr akzeptable Leistungen gebracht, je nach Abhaengigkeit des Koennens des Kameramannes, bzw. bringen es im harten TV Einsatz immer noch. Schauen Sie sich doch mal die News an. Die meisten Bilder hat der Kameramann von der Schulter gedreht, mit Stativ waere er bei dem Presse Gerangel nicht an den Politiker oder den Star herangekommen. Aber das Problem der Profis : saubere ruhige Bilder von der Hand zu drehen ist im Amateurbereich recht gut geloest worden.

So gibt es zwei Arten von Stabilisatoren: den optischen ("Optical Image Stabilizer (Beispiel © by Canon)"; OIS) und den elektronisch-digitalen ("Digital/Electronic/Super Image Stabilizer"; DIS, EIS, SIS) Die elektronischen Varianten gleichen die Wackelbewegungen des Filmers mit Hilfe eines Zwischenpuffers aus. Er speichert das letzte Bild, woraufhin die Elektronik es mit dem aktuellen vergleicht und dabei feststellt, ob und wie stark die Bildausschnitte voneinander differieren. Weichen sie voneinander ab, verschiebt die Elektronik den aktuellen Bildausschnitt entsprechend der gemessenen Abweichung auf den letzten Bildausschnitt und bringt beide zur Deckung. Sie verwendet dafür den Randbereich des Chips, so dass bei eingeschaltetem Stabilisierer nur noch der Kernbereich der Bildaufnahmeflaeche genutzt wird. Die CCD-Chips aelterer Camcorder verfuegen jedoch nur über eine Kapazitaet von 400.000 Pixel, sind also mit der Darstellung der normalen PAL-Aufloesung voellig ausgelastet. Wird nun ein Teil davon für andere Zwecke benoetigt, kommt es zwangslaeufig zu einem Zoomeffekt, verbunden mit einem gewissen Schaerfeverlust. Neuere Camcorder mit 600.000 Pixeln und mehr Bildpunkten kennen dieses Problem nicht mehr. Die Chips bekamen eigens für ihren Zweck zusaetzliche Reserven. Beispielsweise Panasonic bietet 680.000 Pixel bei manchen Geräten, Sony und andere verfuegen mit 1.070.000 Bildpunkten derzeit für den Chip mit der Foto Aufloesung über reichliche Reserven. Sinkt die Pixelzahl im aktiven Bereich unter 400.000, koennen Sie von einer verringerten Bildqualitaet ausgehen. Doch selbst wenn effektiv keine Bildverschlechterung mehr zu erwarten ist, arbeiten die elektronischen Stabilisatoren nicht immer so, wie es sich der Filmer wuenscht. Bei einem Schwenk kann die Kamera nicht sofort unterscheiden, ob diese Bewegung nur Zittern oder Absicht war. Deshalb fixiert sie das Bild so lange sie kann und beginnt den Schwenk mit einem unerfreulichen Ruck. Das Bild scheint einen Augenblick kleben zu bleiben. Am Ende klingt der Schwenk dann nicht weich aus, sondern endet meist etwas abrupt. Aeltere elektronische Bildberuhiger kaempfen sogar den gesamten Schwenk ueber gegen die Bewegung, was sich in typischem ruckeln aeussert. Wurde gar der Bildspeicher fuer Effekte beansprucht, schaltete sich die Stabilisierung gleich ganz ab. Diese Probleme haben jetzt einige Hersteller relativ gut geloest.

Alle Digital-8-Camcorder sowie die DV-Minis von Sony verfuegen über Antiwacklelsysteme, die ihren optischen Kollegen in nichts nachstehen und deshalb zu Recht denselben Namen tragen duerfen: "Super Steady Shot". Ihre Aufnahmechips belasten keine zusaetzlichen Aufgaben, die Bildqualitaet leidet nicht. Das Prinzip: Zwei Prismenlinsen sind über flexible Balgen miteinander verbunden. Dazwischen befindet sich ein Silikonoel mit demselben Brechungsindex des Glases. Die Balken passen sich den Kamerabewegungen an und lenken damit einfallendes Licht immer so ab, dass sich die Strahlen an derselben Stelle des CCD-Chips wieder buendeln. "Optical Image Stabilizer" heissen sie bei Canon, Panasonic nennt sie "Super Image Stabilizer". Zu finden ist er im Sony VX 1000, Sony VX 2000 , im Canon XL1 und seit kurzem auch bei Panasonic im NV-DS 99. Er funktioniert wie im Canon MV 200 und im TRV 890/900 von Sony nach einem anderen Prinzip: Direkt vor dem Aufnahmechip sitzt eine bewegliche asphaerische (nicht symmetrisch geschliffene) Glaslinse, die zwei Elektromagnete in der Schwebe halten. Erkennt der Bewegungssensor Wackeln, reagieren die Magneten mit unterschiedlichen Feldsaerken. Dadurch wird die Korrekturlinse genau so ausgelenkt, dass die ankommenden Lichtstrahlen an der richtigen Stelle auf den CCD-Chip treffen.

Die dritte Variante der Bildstabilisierung sind die so genannten Schwebestative, unter Profis als Steadicam( siehe auch Actioncam) bekannt. Hier werden Wackelbewegungen Über das Kardangelenk abgefangen, auf dem die Kamera montiert ist. So kann der Filmer sogar Treppen steigen, ohne dass dabei der kleinste Wackler zu sehen ist. Es gibt große Systeme im Profibereich wie Steadicam, ActionCam, Handyman aber auch kleine "Ableger" davon für leichte Consumer Kameras.

Bei den großen Profisystemen bedarf es einiger Uebung und auch guter koerperlicher Konstitution, bis man das System beherrscht, zumeist gibt es Anfänger Trainingskurse bei speziellen Operators die jahrelang Ihr Koennen auf dem System trainiert haben und permanent verfeinern. Da Sie einer extremen koerperlichen Last ausgesetzt sind, manche Systeme wiegen komplett mit Kamera 25-30 kg bzw. im Filmbereich noch mehr, sind diese Operator gut bezahlte Spezialisten.

Wissen


Die sogenannte „Freihandgrenze“ für das Fotografieren ohne Stativ liegt nach einer bewährten Faustregel beim Reziprokwert (Kehrwert) der Brennweite (entsprechend der Brennweite des Kleinbildformates) des jeweiligen Objektivs; bei ruhiger Hand sind bei einem 200-mm-Teleobjektiv also verwacklungsfreie Aufnahmen ab einer Verschlusszeit von 1/200 Sekunde oder kürzer möglich; für Superteleobjektive gilt diese Faustregel allerdings nur noch eingeschränkt.

Der praktische Gewinn einer Bildstabilisierung liegt – nach Herstellerangaben – bei bis zu vier Blendenstufen, sie ermöglicht demnach eine bis zu sechzehnfach längere Belichtungszeit. Das bedeutet, dass der Fotograf durch eine Bildstabilisierung bei einer Available-Light-Aufnahme mit einer Belichtungszeit von 1/3 Sekunde und einem 50-mm-Normalobjektiv in etwa die gleiche Verwacklungsarmut erzielen kann wie bei einer Belichtung mit 1/50 Sekunde, der Freihandgrenze für die Aufnahmesituation. Daher erweitert ein Bildstabilisator die Möglichkeiten der Freihandfotografie in Bezug einerseits auf die Verschlusszeit sowie andererseits auf die Brennweite des Objektivs.

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